MZ: Haus voller Geheimnisse

Volker Ebisch erklärt den Bau
Heinrich (Mi.) und Hildegard Landeck lassen sich vom Hausherrn Volker Ebisch die Besonderheiten von Bau und Bohlenstube erklären. (FOTO: PETER LISKER)

 

KRIECHAU/MZ. „Meine Mutter hat immer gesagt, die alte Lehmbude muss weg“, erzählt Volker Ebisch schmunzelnd. Die „Lehmbude“, sein Geburtshaus, steht noch immer in Kriechau und war das einzige Haus im Burgenlandkreis, das am Tag der Architekturen am Sonntag teilgenommen hatte. Zu erkunden gab es dabei allerlei.

Das Fachwerkhaus am Radwanderweg wirkt unscheinbar, wenngleich die Balken auf eine lange Geschichte verweisen. In der Tat steht das Haus schon seit 1683, also 330 Jahre. Doch wer hineingeht, fühlt sich nicht in die frühe Neuzeit versetzt, sondern in eine jüngere Vergangenheit: die DDR-Zeit.

Ein paar Stufen führen zum Eingang, grüne Fliesen hängen an der Wand. Volker Ebisch ist in diesem Haus groß geworden, sein Vater lebte bis zum Tod vor drei Jahren darin. „Er hatte es sich eingerichtet“, erzählt der Sohn. Monate lang habe Ebisch und die Familie anschließend das Haus geräumt. Die vom Vater angebrachten Wände aus Pressspan musste er rausschlagen, Verkleidungen von den Wänden nehmen – eine „mühselige“ Arbeit sei das gewesen, sagt der Weißenfelser.

Die Ebischs wollten ihre „Lehmbude“ behalten und so natürlich wie möglich wieder herstellen. Ausgangspunkt für ihre Erkundungen war der Gewölbekeller – 1,20 Meter hoch unterhalb der Küche. Zu niedrig zum Nutzen, also schachtete Volker Ebisch ihn aus.

Warum der Keller derart flach war, zeigte sich später. Als Ebisch von der Küchenwand den Putz entfernt hatte, bildeten die dahinterliegenden Ziegel wiederum Bogen. Bis dorthin ging offenbar die Kellerdecke, bis Ebischs Eltern den Küchenfußboden absenkten.

Solche Kleinigkeiten faszinieren den Bauherrn, der jede Woche im denkmalgeschützten Haus beschäftigt ist, denn das meiste macht er selbst. Er hat den Außenputz abgeklopft und das dahinterliegende Fachwerk freigelegt. Morsche Balken wurden ersetzt – aber das betraf kaum ein Viertel. Und dann wurde mit einer Mischung aus Ton-Kugeln und Lehm alles wieder verfüllt. Da innen noch kein Putz auf den Stellen ist, kann man diese Füllung sehen. „Das Tolle am Lehm ist, dass man alles wiederverwenden kann“, erzählt Ebisch begeistert. Lehm, den er an einer Stelle herausnehme, verarbeite er an der nächsten gleich wieder. Auch das ist Nachhaltigkeit.

Der Baustoff hat es Ebisch angetan: „Lehm schafft eine ganz besondere Atmosphäre“, erklärt der 58-Jährige. Er lasse nämlich Feuchtigkeit durch und filtere gleichzeitig die Luft. Und da der Mensch sich am wohlsten fühlt, wenn die Luft nicht zu trocken ist, sei Lehm ideal.

Heizen will die Familie künftig mit einem Ofen, der alle Etagen wärmen soll. Aber bis es soweit ist, dauert es noch eine Weile. Die Familie hat zwar vor, in dem Haus zu leben, aber zum Zeitpunkt will Volker Ebisch im Moment lieber noch nichts sagen.

Am Tag der Architektur konnten Interessenten das Lehmbau-Haus und die Umgestaltung kennenlernen. Heinrich und Hildegard Landeck aus Weißenfels nahmen das Angebot wahr. Sie kennen Familie Ebisch und wollten sich anschauen, wie der Bau, von dem sie schon viel gehört hatten, vorangeht. Heinrich Landecks Fazit: „Eine spannende Tour, aber es ist noch wahnsinnig viel Arbeit.“

Auch Architekten guckten sich das 330 Jahre alte Haus an. Ebisch kennt deren Reaktionen schon. Er berichtet, dass sie immer begeistert vom „wunderbaren Lehmhaus“ sprechen würden. Denn der eine oder andere Kenner warf schon einen Blick in das Gebäude. Und spätestens in der Scheune, die an das Lehmhaus anschließt, sagten alle „Ah“, erzählt Ebisch – und lächelt. Die besteht zwar aus Ziegeln, aber sie hat ein Gewölbe und wird mittig von zwei Metallsäulen getragen. Sie wirkt beinahe zu schön für einen Stall. Diese Schönheit soll künftig genutzt werden: Ebischs wollen einen Durchbruch vom Lehmhaus zum Stall zu machen und dann im Stall Raum für Veranstaltungen anbieten.

Dokumentation über die Arbeiten im Internet: goehlehof.wordpress.com

Link zum Artikel auf der Homepage der Mitteldeutschen Zeitung

Außerdem findet man den Artikel in der Mitteldeutschen Zeitung vom 27.06.2011

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